Friedensaktivisten protestierten vor dem Eingang zum Rheinmetall-Werk in Unterlüß (Lüneburger Heide) gegen die Einweihung der neuen Munitionsfabrik.
Wer Frieden will und das will eine Mehrheit in diesem Land, kann nicht stolz sein auf diese Fabrik sondern schaut angewidert auf die mit großem Tamtam und Presse abgehaltene Einweihungsfeier in der sonst beschaulichen Toruristengegend in der Lüneburger Heide. Denn aus dieser Fabrik kommt nichts Gutes. Die dort produzierten Geschosse zerfetzen Menschen, z.B. in der Ukraine oder beim Völkermord in Gaza. 25.000 Stück Artilleriemunition des Kalibers 155 Millimeter sollen noch dieses Jahr dort ausgeliefert werden, "ab 2027 soll die Produktion auf bis zu 350.000 Stück pro Jahr gesteigert werden", berichtet euphorisch der NDR am 27. August. "Der [Rüstungs]konzern rechnet mit einem Multi-Milliardengeschäft. Keine andere Sparte bringt eine höhere Marge", berichtet das Handelsblatt: „Das neue Werk Niedersachsen wird nach dem Produktionshochlauf bis 2027 und bei voller Kapazitätsauslastung das größte Munitionswerk Europas, wenn nicht gar der Welt sein“.
In den schwarzen Limousinen (siehe Foto rechts) reisten an: NATO-Generalsekretär Mark Rutte, Kriegsminister Boris Pistorius (SPD), Bundesfinanzminster Lars Klingbeil (SPD), Rheinmetall-Vorstand Armin Papperger, Carsten Breuer (Generalinspekteur der Bundeswehr), der bulgarische Staatspräsident Rumen Radev, Rumäniens Ministerpräsident Ilie Bolojan, sowie offizielle Vertreter aus Lettland und Litauen. In Bulgarien, Rumänien, Litauen und der Ukraine sollen weitere Rheinmetall-Munitionswerke enstehen (Quelle: FAZ). Machteliten wollen Deutschland "kriegstüchtig" und zur "stärksten Militärmacht in Europa" machen für den nächsten Feldzug gegen einen medial herbeikontruierten Feind. Der Krieg beginnt "um die Köpfe", mit ständig wiederholten Lügen und systematischer Feindbildpropaganda. Das war vor jedem Krieg so. Deutschland sollte sich erinnern!
In der Presseerklärung vom 22.08.2025 des FriedensRatschlags Lüneburger Heide heißt es ganz richtig:
"Der neu gegründete FriedensRatschlag Lüneburger Heide macht darauf aufmerksam, dass hier in der Heide schon wieder – nach 80 Jahren Kriegsende – ein fataler Weg beschritten wird. Es geht nicht nur um die Opfer der Waffen und Munitionen aus Unterlüß in allen Krisen- und Kriegsgebieten, sondern auch um die Bewohner des Ortes und der Region. Wer schon wieder glaubt, mit der „stärksten Armee in Europa“, der Welt zeigen zu müssen, wo Deutschland überall „Verantwortung“ übernehmen muss, sollte bedenken: Alles hat seinen Preis. Die Kleingärtner von Unterlüß haben schon dafür bezahlt, durch die vollständige Vernichtung ihrer schönen Anlage!"
"Rheinmetall feierte im vergangenen Jahr 125-jähriges Standortjubiläum. Die Detonationen vom werkseigenen Schießplatz - dem größten dieser Art in ganz Europa - erschüttern täglich den ganzen Ort...", berichtet der NDR: "3.200 Menschen aus der ganzen Region arbeiten inzwischen bei der Waffenschmiede, bauen und warten Panzer, testen neue Kriegstechnik und fertigen Munition."
Das ZDF vom 27.08.2025 zieht allerdings in erstaunlicher Ehrlichkeit allen unbelehrbaren Kriegskeynesianern den Stecker: "Am Ende werde die Aufrüstung der Wirtschaft insgesamt nicht zu einem Aufschwung verhelfen können, auch wenn sie aus sicherheitspolitischen Zwecken als nötig erachtet werde. "Es mag dafür gute Gründe geben, aber man sollte sich dann nicht die Illusion machen, dass das Ganze dann praktisch unter dem Strich auch noch ein Plus bedeuten würde. Es wird uns alle Wohlstand kosten."
"Die olivgrünen 155-Millimeter-Geschosse [aus Unterlüss] sind für die Bundeswehr bestimmt, mit der ein Rahmenvertrag über 8,5 Milliarden Euro besteht. Um darüber hinaus auch Nato-Partner und Verbündete zu beliefern, will Rheinmetall seine konzernweite Produktionskapazität auf 1,7 Millionen Granaten pro Jahr erhöhen – vor Beginn des Ukraine-Kriegs waren es 70.000", berichtet Telepolis.
Unterlüß war am 27.08. polizeilich gut "besucht", sogar 8 berittene Polizisten. - Banner und Schilder für die Aktion (klein aber OHO, mitten an einem Arbeitstag!) kamen auch von Friedensaktivisten aus anderen Orten in der Region: "Krieg beginnt hier - Unser Widerstand auch" (Antimilitaristisches Bündnis Wendland), "Die Waffen müssen schweigen" (Friedensinitiative Hamburg-Süd) und "Nie wieder kriegstüchtig" (Friedensaktivisten aus der Altmark).
Recht haben sie und am 3. Oktober 2025 werden wir uns alle um 13h am Bebelplatz in BErlin versammeln zur großen bundesweiten Friedensdemo (für die südlichen Bundesländer in Stuttgart). Mehr Infos: https://nie-wieder-krieg.org/
Leseempfehlung: "Rüstungsland Niedersachsen: Weg vom Auto, hin zum Panzer – mit tatkräftiger Unterstützung der SPD" (Jens Berger, Nachdenkseiten 29.08.2025)